2 Thessalonians 2

Text: 2.Thessalonicher 2,1-12 Der Apostel legt ihnen zur Verwahrung ein bedenkliches Zeugnis hin, was noch vor dem Tag Christi hergehen, und wie das schon heimlich schleichende Geheimnis der Bosheit gegen die letzte Zeit hin zu so einem schrecklichen Ausbruch kommen werde; auch wem diese Macht der Verführung allermeist gefährlich sei; wer aber seine vorher in Bewahrung der Wahrheit bewiesenen Treue zu genießen haben werde, daß ihn GOtt hinwiederum vor der Stunde der Versuchung bewahre. Unser Heil und dessen Vollendung in der Herrlichkeit könnte uns nicht besser versichert werden, als daß es überall mit GOttes Ehre und mit JEsu eigener Herrlichkeit in einander geflochten wird: Er geoffenbarte in der Herrlichkeit; wir mit Ihm; Seine Zukunft und unsere Versammlung zu Ihm. Die Thessalonicher waren bei dieser Materie in der Gefahr eines Mißverstandes; doch war dem Apostel ihr Sinn im Grunde schätzbar, ihre Bereitschaft und Verlangen nach des HErrn Zukunft hielt er für edel. Den Mißverstand dabei suchte er abzulehnen. Wenn man Unkraut ausjäten will, so muß es doch mit dem zärtlichsten Bedacht für den guten Weizen geschehen. Bei der Anzeige künftiger Dinge kann man in der Überzeugung und Vorstellung leicht bewegt, noch mehr aber zur Unruhe und Geschäftigkeit mancher Art erschreckt, eben damit aber auch zu Versäumnissen im ordentlichen Gang veranlaßt werden. Wer aber da einen heilsamen Arzt abgeben will, der muß nicht gleich mit Träumern, Phantasten um sich werfen, und denen die zum Achten auf das prophetische Wort Lust haben, weiß nicht was für eitle und betrügliche Absichten andichten. Die Versuchung mit allzuviel Wissens = Begierde auf das Zukünftige hineinzufallen, oder darin mehr zu bestimmen, als zu überlegen, wird von Manchen betrieben, die sich wohl gar gewisser Erscheinungen. und dabei empfangener Offenbarungen rühmen, oder die sonst mit starker Geisttreiberei sich und Anderen von gewissen Erkenntnissen großen Vorteil und starkes Wachstum versprechen, und damit über ganze Gegenden und Zeiten einen gewissen Geist ausbreiten können, wovon man eigentlich keinen näheren Grund angeben kann, sondern Alles auf einer solchen ausgegangenen dunklen Geistesmacht beruht. Vieles lauft auch durch mündlich oder schriftlich ausgebreitete Nachrichten, die man oft auch von wichtigen Männern herzuhaben vorgibt, und womit man sich das Ansehen geben will, als wäre man hinter Manches gekommen, das man nicht so leicht unter Andere bringe. Nahe haben freilich die Apostel des HErrn Zukunft vorgestellt, wie der HErr selbst auch in seinen Reden (Matth. 24 ; 25. ) getan hat; aber das nicht aus Irrtum, der erst durch den Erfolg und längeren Aufschub wäre widerlegt worden, sondern nach der dem Glauben besonders eigenen Art, die uns, wie das Vergangene, so auch das Zukünftige gar nahe vor das Herz bringt, damit man es zum täglichen Licht, darin man wandelt, brauchen kann. Wenn man aber dieser angekündigten Nähe eine Deutung geben wollte, die der Wahrheit nachteilig würde, so hat der Apostel schon in diesem Brief, der eine seiner ersten Schriften gewesen ist, gewehrt, und man kann also nicht sagen, daß er erst durch den Erfolg auf diese anderen Gedanken gebracht worden sei. Eine Erwartung künftiger Dinge, wobei man sich auf GOttes Wort und Verheißung bezieht, und die doch nicht eintrifft, kann großes Ärgernis veranlassen. Darum wehrt der Apostel so sorgfältig. Von der Zukunft des HErrn und unserer Versammlung zu Ihm wäre freilich erwünschter zu hören. Aber GOtt hat zu seinem großen Werk auch große Weltzeiten sich in seinem Vorsatz vorgenommen, und darin läßt Er auch dem Bösen seinen Lauf und Raum zum weiteren Offenbarwerden. Was dadurch seiner Ehre eine Weile zu entgehen scheint, das bringt Er durch Gerichte wieder herein und immittelst wird seine Geduldszeit noch eines Manchen Seligkeit; mithin jene Offenbarung und Versammlung doch herrlicher, als wenn sie früher geschehen wäre. - Abfall heißt das innere Nachlassen und Verderben, so lange es im Verborgenen schleicht; endlich aber wird Einer all' das durch so vieljährigen Abfall angerichtete Verderben zur Erreichung seiner bösen Absichten an sich ziehen, und damit der vorzügliche Sündenmensch werden. Was also nicht die Gebote GOttes und den Glauben JEsu hält, das ist schon mit dem Abfall angesteckt, und dem kann die Stunde der Versuchung bei dem letzten Ausbruch gefährlich werden. - Dies Kind des Verderbens überhebt sich mit Herz, Worten und Werken über Alles, was GOtt heißt, und dafür verehrt wird, maßt sich also einer großen, über Alles in der Welt erhabenen Macht an. Wie Obrigkeiten oder Machten im Sichtbaren und Unsichtbaren Götter heißen, so maßt sich dieser, eine über sie alle gehende Macht an, und zwar unter einem Vorwand, der sich auf den eigentlichen Gottesdienst, oder auf die Anbetung des unsichtbaren höchsten GOttes gründen soll, dessen sichtbarer Statthalter dieser sein will. Für den allmächtigen GOtt, Schöpfer Himmels und der Erden, wird sich freilich kein Mensch, und also auch dieser Boshaftige nicht leicht ausgeben, aber doch für einen, dem Macht gegeben sei, dergleichen sonst keinem von denen zukomme, die Götter der Erden genannt werden. Gab Pauli mündlich erteilter Unterricht den Thessalonichern Aufschluß zum Vernehmen seiner Meinung, so haben wir hingegen den Verlauf der bisherigen Zeiten und das noch weiter dazugekommen Zeugnis der Offenbarung. - Von dem, was die Offenbarung dieses Sündenmenschen aufhält, spricht der Apostel mit sorgfältiger Bescheidenheit; nicht aus ungebührlicher Menschenfurcht, sondern mit Vorsicht, Niemanden Gelegenheit, Schaden anzurichten, durch allzu ungesparten Vortrag zu geben. Wie an dem Sündenmenschen und dessen letzter Entdeckung Vieles mit Anmaßung einer weltlichen Macht nur unter geistlichem Schein und Vorwand verbunden ist, so hat man auch bei dem, was ihn aufhält, nicht bloß an die Wahrheit GOttes und den damit gemachten Aufenthalt, sondern auch an ein - das andere Schwert in der Scheide haltendes Schwert einer weltlichen Macht zu gedenken. Ein daher rührender Widerstand aber kann gehoben werden, ohne daß gerade die Macht selbst aus dem Weg getan wird, sondern nur sonst eine andere Wendung oder Gesinnung aufkommt. Jetzt rechne man auf der einen Seite ein - zu der Apostel Zeiten sich schon heimlich regendes Geheimnis der Bosheit, das durch alle Zeiten hindurch unter mancherlei Abwechslungen sich äußerte, bis es endlich den gründlichen Feind aller Gerechtigkeit und Wahrheit ausgebiert, der mit seinem Toben auf die Erscheinung der Zukunft des HErrn stoßen wird; und auf der anderen Seite auch einen schon zu der Apostel Zeiten in der Mitte gewesenen Aufenthalt und Widerstand, der auch durch alle diese Zeiten hindurch reichen, und erst gegen dem Ende so aus dem Weg gehen wird, daß die schon lange betriebenen Herrschsüchtigen zu ihrem Ausbruch kommen werden; und denke nach, wo sich beides findet. Erhebung menschlichen Ansehens, irdischer Sinn, der sogar auch die Verheißung des Reichs Christi an sich zu reißen so frech ist, veranlaßt alles Verderben. Demut und Verleugnung der Welt ist also die beste Verwahrung. Hinter Allem steckt der Satan als der Ursächer aller Verführung (Offb. 12, 9), und der wird alle in vorigen Zeiten gemachte Verführung zum Unglauben und zur Ungerechtigkeit da in einen reißenden Strom von Ärgernissen zusammenbringen. - Lügenhaftige Kräfte und Wunder haben sich je und je geregt. Wenn aber das Reich des Lichts und das Reich der Finsternis in ihren letzten und schärfsten Kampf miteinander kommen werden, so wird die mitten inne liegende Natur noch am stärksten zur Hervorbringung solcherlei Kräften bewirkt werden. - Zeichen und Wunder allein geben nie einen sicheren Beweis für die annehmungswürdige Güte einer Sache ab, weil wir das, was in Ansehung unserer übernatürlich ist, erst hernach wieder nach der Lehre prüfen müssen, ob es aus dem Reich des Lichts oder der Finsternis ist? Weil aber freilich Zeichen und Wunder eine schnelle Kraft an der Menschen Gemütern beweisen, so hat GOtt in seinem Wort der Wahrheit auf solche Fälle, wo falschen Wundern nicht geglaubt werden solle, gewarnt (5.Mo. 13. 1 ff. ; Matth. 24, 24). GOttes Wort gibt den wahren Wundern durch Verheißung derselben und durch Bestimmung ihrer Zeiten Zeugnis: und so geben dann die Wunder durch ihr Eintreffen dann dem Wort und der Wahrheit GOttes Zeugnis. Wahre Wunder gehen gemeiniglich voran; falsche sind eine Nachäffung des Wahren, wie bei Mose und den Zauberern, wie bei Christo und den nachmals aufgestandenen falschen Christi. Ehe der Wahre da war, hat sich kein Falscher aufgeworfen. Die Falschen machten nicht so viel Aufsehen, wenn man nicht Beispiele von Wahren hätte. Die Wahrheit hat etwas Liebenswürdiges, Erfreuliches, Beruhigendes, wie das Licht in der Natur. Es ist dem Menschen bei nichts so wohl als bei der Wahrheit. Sie kommt aber freilich bei uns mit anderen heftigen Neigungen in Streit. Das heißt die Schrift mit einem Wort: Ungerechtigkeit, wodurch die Wahrheit aufgehalten wird. Wahrheit und der Glaube daran wird also durch des Menschen böse Begierde, durch seinen von der Ungerechtigkeit habenden Genuß, durch seine Unlittigkeit, sich vom Licht strafen zu lassen, verhindert. Und wo die Wahrheit nicht in die Liebe des Herzens aufgenommen wird, da wirkt sie auch nicht zur Seligkeit. In der Liebe des Herzens allein kann die Wahrheit wurzeln und Frucht bringen. Die Wahrheit aber drängt sich ihren Verächtern gegen ihren Willen nicht auf. GOtt weiß bei der Wahrheit auch seinen Respekt zu beobachten und sich zurückzuziehen. Anfangs nimmt es der Mensch mit der Wahrheit und mit der Verführung in Irrtum leicht, spielt mit Beidem, gibt der Wahrheit die Liebe seines Herzens nicht hin; meint aber, der Irrtum und die Verführung werde ihn auch nicht bemeistern. Aber es steckt hinter dem Irrtum eine Macht, die Jedem gefährlich ist, der mit keiner Liebe zur Wahrheit bewaffnet ist. - Ist es aber nicht erschrecklich zu hören: GOtt sende Irrtümer? Unter dem Baum des Erkenntnisses Gutes und Böses haben wir uns schon Not genug zugezogen; darum sollen wir bei Allem, was den Ursprung oder die Zulassung des Bösen anbetrifft, sehr langsam tun. GOttes Wort und unser eigen Gewissen bezeugt es genugsam, daß GOtt keinen Anteil am Bösen habe; und doch kann er böser Geister und böser Menschen Geschäft zur Erreichung seiner Absichten gebrauchen. Gerechte Strafe ist es, daß, wer GOtt nicht liebt, durch Leichtgläubigkeit gegen die Menschen betrogen werde. Wenn es GOtt Jemanden zur Versuchungsfalle so einrichtete; so sagte Er es nicht in seinem Wort voraus, und warnte so treulich. Der Wahrheit nicht glauben ist der Menschen Sünde; den Lügen glauben ist ihre Strafe. Unglauben wird oft mit Aberglauben gestraft (Joh. 5, 43). JEsu ! hilf siegen, und laß mich nicht sinken, wenn sich die Kräfte der Lügen aufblähen, und mit dem Scheine der Wahrheit sich schmücken, laß dann noch viel heller dann deine Kraft sehen. Stehe mir zur Rechten, o König und Meister! Lehre mich kennen und prüfen die Geister! (Johann Heinrich Schröder 1667 - 1699; "JEsu hilf siegen" Strophe 6) Text: 2.Thessalonicher 2,13-17 Von der Anzeige so betrübter und für die Seele und Leib verderblicher Umstände wendet sich der Apostel desto mehr in dankbare Anbetung der mächtigen Gnade GOttes, deren die Thessalonicher ihre bisherige Errettung von der gegenwärtigen argen Welt zu danken, und auch ihre künftige Bewahrung von dorther zu erwarten hätten. Unter allem Anblick von dem, was der Feind getan hat, und tun wird, verlieren Knechte GOttes doch die Freude an GOttes Ackerwerk nicht. Der Verstand von dem, was Satanas im Sinn hat, macht nicht kleinmütig, sondern treibt nur desto mehr unter GOttes Gnadenflügel hinunter. Wie der liebe Heiland die - Ihm aus seinen Zeitgenossen heraus geschenkten Jünger als eine Gabe seines himmlischen Vaters erkannt, und von denselben auch weiter auf die gerechnet hat, die durch ihr Wort an Ihn glauben werden; so haben die Apostel diejenigen, die ihr Wort gern annahmen, auch als ihr liebliches Los mit Dank angesehen. Eben wenn Jemand eine vertraute Eröffnung von den Geheimnissen des Reichs GOttes, eine Anzeige von den Hindernissen desselben geschieht, eine Warnung deshalb ans Herz gelegt wird; so kann man die vertraute Liebe des HErrn daraus abnehmen (Joh. 15, 9+15+16 und Luk. 12, 4-5). Bei der Ausführung sieht man den Vorsatz. Der Bau stellt den Riß dar. Aus ihrem Beruf, aus dem Gehorsam gegen denselben, aus dem Werk des Glaubens in der Kraft, aus der Frucht der Heiligung beurteilt der Apostel ihre Erwählung. In der Beschreibung der gefährlichsten Bedrängnisse wird oft die ewige Erwählung als der Schirm der Heiligen angezogen (Matth. 24, 22+24+31; Offb. 13, 8 ; 17, 8). Aber das Triumphlied: ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben zc. steht nicht voran in der Epistel an die Römer, sondern Paulus hat zuvor den Weg der Gerechtigkeit beschrieben. Deswegen der selige Luther in seiner Vorrede den guten Rat gibt: " Folge dieser Epistel in ihrer Ordnung, bekümmere dich zuvor mit Christo und dem Evangelio, daß du deine Sünde und seine Gnade erkennest, darnach mit der Sünde streitest, darnach, wenn du kommen bist unter das Kreuz und Leiden, das wird dich recht lehren, wie die Vorsehung GOttes so tröstlich sei. " - Erwählung verschafft eine Beilage im Verborgenen, Heiligung ist die aufgedeckte Erwählung, dadurch der Unterschied zwischen der Welt, die im Argen liegen bleibt, und zwischen dem, was sich an GOtt zum Dienst der Gerechtigkeit ergibt, offenbar wird. Davon ist Glaube der Wahrheit die Wurzel. Denn im Wort der Wahrheit wird mir GOttes Wille angetragen, und im Glauben nehme ich ihn an. Der Ruf geht zugleich zum Glauben, zur Heiligung, zur Seligkeit mit ewiger Herrlichkeit. Vor dem Weichwerden hat der Apostel gewarnt (1. Thess. 3, 3), über ihr Stehen im HErrn eben daselbst (V. 8) sich gefreut, und nun spricht er ihnen wieder zu: so steht nun. Bei allen Gnadenmitteln und Gnadenordnung aber führt er doch zur Quelle selbst, und leitet aus derselbigen Alles her, was gegen alle Gefahr, Schaden zu nehmen, und einen ewigen Trost, zum Erwarten des Heils mit ewiger Herrlichkeit uns eine gute Hoffnung durch die Gnade gewährt, darin das Recht über alles Gute und die Macht über alles Aufhältige beigelegt ist. Durch Ermahnen werden wir in aller guten Lehre, durch Stärken unserer Herzen in allem guten Werk erhalten. Ja Amen, Vater aller Treu, zähl mich den Auserwählten bei!
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